Lumen Caecis

Lumen Caecis – Ode an Sancta Ottilia

Am 13. Dezember 2020 jährte sich der 1300. Todestag der Heiligen Ottilie. Ihr zu Ehren ist die Introduction – Lumen Caesis, Ode an Sancta Ottilia komponiert, die in der Erzabtei St. Ottilien uraufgeführt wird. Das lateinische Motto der Missionsbenediktiner heißt Lumen Caecis und bedeutet Licht den Blinden. Es ist ein Zitat aus dem Hymnus Ave Maris Stella, der seit dem 8. Jahrhundert an Marienfesten gesungen wird.

Die Gründer der Missionsbenediktiner verwendeten dieses Motto als Anspielung auf die Legende der heiligen Ottilie (Odilia), die blind geboren wurde und bei der Taufe das Augenlicht empfing. Zugleich drückt das Motto den Missionsauftrag der Kongregation aus. Das Evangelium bringt Licht in die Seele der Menschen, und die frühen Christen bezeichneten die Taufe als Erleuchtung.

Als blind geborener Musiker gestaltet Johannes Gautama Gierlichs mit feiner Sensibilität ein Orgelstück, das den Lebensweg der Heiligen Ottilie nachzeichnet. Zu Beginn erklingen die tiefen Pedaltöne E – Fis – Cis, die dem Viertelstundengeläut der Kirchenglocken entnommen sind. Im weiteren Verlauf ertönt die große Sandtner-Orgel düster und gewaltig, was den Zorn des Vaters Eticho, Herzog von Elsass, zum Ausdruck bringt, der das Mädchen ob ihrer Blindheit töten wollte. Die sanftmütige Mutter Berswinde rettet ihre Tochter und gibt sie heimlich in die Obhut von Nonnen. Mit zwölf Jahren wird Ottilie getauft und der Legende nach sehend, in der Orgelkomposition erkennbar durch die musikalische Umsetzung eines zarten Plätschern des Wassers. Ein Wunder ist geschehen, Lumen Caecis! In stahlenden Farben erklingt die Orgel zum Lobe Gottes.

Auf dem vom Vater später übergebenen Besitz Hohenburg, heute Odilienberg, gründete Ottilie um das Jahr 690 ein Kloster und sorgte mit anderen Frauen für Arme, Kranke und Sterbende. Da der steile Weg den Berg hinauf für die Hilfesuchenden sehr beschwerlich war, erbaute die Äbtissin zehn Jahre später am Fuß des Odilienberges eine zweite Abtei – das Kloster Niedermünster, wo sie am 13. Dezember 720 verstarb. Den Platz soll ihr der Heilige Johannes der Täufer in einer Vision gezeigt haben. Kurz nach ihrem Tod führte ihr Ruf zur Heiligsprechung von Odilia.

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